Das Publikum an die Macht

Die digitale Revolution kommt gerade erst richtig in Schwung: Die Tage, in denen eine Handvoll Leute bestimmen konnte, was wir hören, sehen, lesen, sind gezählt. In naher Zukunft werden wir alle Programmdirektoren und Chefredakteure sein.

Stefan Niggemeier, Medien-Journalist,  schreibt einen sehr lesenswerten Artikel zum Phänomen der Blogosphäre und Meinungsfreiheit im Netz. Besonders interessant finde ich seine Beobachtung zum Umgang der etablierten Medien mit dem neuen Kommunikationsinstrument Blog:

Der Weg zu einer offenen Diskussionskultur fällt vor allem den etablierten Journalisten schwer

Die Zeiten, in denen Medieninhalte von einer kleinen, relativ homogenen Gruppe von Leuten produziert wurden und dem großen Rest nur das Rezipieren blieb, diese Zeiten sind bald endgültig vorbei. Das Publikum wird in Zukunft bestimmen, wann und in welcher Form es Medieninhalte konsumiert, es wird in einen viel stärkeren und öffentlicheren Dialog über diese Inhalte eintreten, und es wird selbst zum Produzenten von Inhalten.

Es wird nicht damit getan sein, die neuen Kommunikationstechnologien als schöne Attrappen in das eigene Angebot zu stellen. Der Anspruch ist, in einen echten Dialog mit Lesern einzutreten. Bei Interaktivität geht es um mehr als ums Reagieren. Es geht ums Gestalten. Es geht nicht um kontrollierte Autorität. Es geht um geteilte Autorität, so Niggemeier.

Die Realität ist eine andere

Man fühlt sich einigermaßen albern, über solche Konzepte zu diskutieren, wenn man sich die Online-Realität deutscher Medien ansieht. Zu deren Standard gehört es, Foren einzurichten. Hier kann jeder seine Wünsche, Beschwerden, Anregungen, Fragen loswerden – er könnte sie alternativ aber auch auf ein Stück Papier schreiben und verbrennen, mit ungefähr derselben Wirkung. Meist sind diese Foren kleine verwahrloste Interaktivitätsattrappen.

Der vollständige Artikel Die digitale Revolution von Stefan Niggemeier

Writing – a retro trend?

Isn’t it interesting that some of the most significant revolutions of the last twenty years have all had to do with writing? How retro is that? First we had email, then webpages, then mobile phone texting, and now blogs. All this reflects a trend whereby the world is becoming more formal in how it communicates. Instead of body language and endless conversations, communication has shifted towards endless words on a screen.

Bloggers are people with attitude. They say there’s a book inside everybody. Well, the Web and blogs have let the book out! There has literally been an explosion of opinion. Traditionally, public relations was about honing a silvery message that communicated exactly what the organization wanted us to hear. Now, we can hear all sorts of voices on the subject. It’s true democracy at work. Gerry McGovern in seinem Newsletter New Thinking über Blogs.

  • Gerry McGovern  International erfolgreicher Unternehmensberater für Website-Inhalte

Der USP der Blogger

Was die Blogger den Journalisten voraus haben, kann man als USP (Unique Selling Proposition) bezeichnen. Der amerikanische Politologe Daniel W. Drezner sieht den Wettbewerbsvorteil von Blogger in ihrer Schnelligkeit. Weil sie so schnell reagieren können, werden Blogs von Journalisten genutzt, die eine unmittelbare Interpretation der Ereignisse suchen. Blogger werden sowohl von Medien als auch von Politikern gelesen. Für die Medien sind Blogs gute Stimmungsbarometer. Und weil die bekanntesten Blogs viele Leser haben, ist es auch effizient für die Medien, die Blogs zu lesen. Es gibt deutliche Unterschiede und ein anderes Interaktions-Verhalten zwischen Blogs und den Kommentarseiten in den Zeitungen. Blogs sind viel zugänglicher, Blogger etablieren häufig persönliche Netzwerke mit anderen Bloggern, und sie senden einander Tipps und Vorschläge. Das vollständige Interview ist nachzulesen in der Netzzeitung .