Der Hersteller von Tierfiguren, die Firma Schleich in Schwäbisch Gmünd, ist an einen Finanzinvestor verkauft worden: Die britische HgCapital hat nun die Mehrheit an dem mittelständischen Unternehmen, das bislang in den Händen dreier Familienstämme lag. In dem Spezialisten für Kunststofffiguren, der in den 60er Jahren mit den Schlumpffiguren groß wurde, sieht der britische Investor ein profitables Geschäft. Wachstumsmöglichkeiten national als auch international seien gegeben.
Die freundliche Heuschrecke aus dem Königreich sieht ihr Finanz-Engagement als einen Beleg dafür, dass diese Finanzierungsform als Lösung für das Nachfolgeproblem von Familienunternehmen im deutschen Mittelstand zunehmend in Frage kommt. Im Mai war bereits der weltbekannte Modelleisenbahnbauer Märklin in Göppingen nach monatelangem Ringen von dem britischen Investor Kingsbridge Capital übernommen worden. Bedauernswert, dass die Familienclans vieler Traditionsunternehmen nicht zu einer internen Lösung kommen können oder wollen. Bleibt zu hoffen, dass sich die Marke nicht langsam davon schleicht, denn die kühl kalkulierenden Investoren haben stets den Profit im Blick und selten die Markenpflege.
Archiv des Autors: Angela Berg
Die Kugel des Kosmonauten
Zumindestens für drei Tage wird die 3 g leichte Kugel, die Kosmonaut Michail Tjurin jetzt ins All schoss, allgegenwärtig sein. Solange wird sie wohl in der Erdumlaufbahn kreisen, um dann zu verglühen. Mit dem Abschlag eines Golfballs vom Dach der Internationalen Raumstation ISS wird eine Golfausrüster-Firma weltweit für Aufsehen sorgen. Schon seit Jahren versucht die russische Raumfahrt ihre Finanzlöcher mit teuer bezahlten Werbe-Gags zu stopfen. Ob mit überdimensionaler Pepsi-Dose auf der längst verschrotteten Raumstation Mir oder mit Zigaretten-Plakat auf einer Trägerrakete. Die Gelder aus dem Westen ändern aber auch nichts daran, dass im Land des Raumfahrtpioniers Juri Gagarin kaum noch jemand hoch hinaus zu den Sternen will. Zu miserabel werden die Kosmonauten im 21. Jahrhundert bezahlt. Bekommen die Kosmonauten nicht bald etwas vom Werbekuchen ab, dann gehen den Russen die Helden aus. Sparen können sie sich dann aber auch die Folgekosten: Vor Jahren wohnte ich durch puren Zufall der Beerdigung eines Kosmonauten auf einem Moskauer Friedhof bei. Das war schon sehr pompös und staatstragend, mit trauriger Marschmusik und iridschem Blumenmeer. Kosmonautsky vergrabsky!
Reh springt, Werber feiert, Maulwurf denkt
Der Herbst ist immer auch die Jahreszeit der Preisverleihungen. Fast kein Tag vergeht, ohne dass eine Persönlichkeit für ihre herausragenden Leistungen ausgezeichnet wird. Gerade wurden in Stockholm wieder die Nobelpreise verkündet. Aber es geht ja auch bescheidener. Keine Branchenmesse, die nicht öffentlichkeitswirksam ihren Branchenprimus auszeichnet. Die Werbebranche ist berufsbedingt besonders kreativ und erfindet regelmäßig neue Preise. Diese werden dann Awards genannt. Den Effie für effiziente Werbung kennen wir ja schon länger. Der neueste Spross heisst Convergators Award. Geehrt werden Persönlichkeiten, die sich als Vorreiter bei der kreativen Verquickung von Online- und Klassik-Werbekampagnen hervorgetan haben. Während der eine Teil der Branche streitet, ob die Kampagnenwirkung wirklich größer ist, wenn zwei unterschiedliche Medien ineinander greifen, feiert der andere Teil unbeirrt die Award-Premiere. Bleibt nur zu wünschen, dass sich die Ausgezeichneten selber nicht zu wichtig nehmen. Der kürzlich mit dem Hans-Christian-Andersen-Preis, der international höchsten Auszeichnung für Kinder- und Jugendbuchmacher, geehrte Wolf Erlbruch hält es mit den Preisen sogar so:
Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt. Wenn ein Reh im Wald besonders weit springen kann, kümmert sich auch keine Preisjury darum. Nur wir Menschen organisieren und geben einander ununterbrochen Goldmedaillen und Urkunden. (Zitat aus einem Interview mit der Rheinischen Post vom 19.9.2006)
Dann feiert euch mal schön weiter, liebe Werber. Der Maulwurf von Wolf Erlbruch ist der Frage, die ihn bewegte, allerdings erst einmal auf den Grund gegangen. Seine intensiven Nachforschungen hatten ein eindeutiges Ergebnis: Es war Hans-Heinrich der Metzgershund.