Heute startete ein wunderbarer Mix aus Popmusik und Kulturnachrichten als Livestream im Netz. Vier Stunden lang macht Eins Live Kunst Lust auf Literatur und Museen, Filme und Theater und auf Musik jenseits des Mainstreams. Gesammelt werden für die wochentägliche Sendung Beiträge aus den WDR-Sendungen Mosaik und Resonanzen von WDR 3, Scala von WDR 5, Cosmo und Piazza vom Funkhaus Europa. Für mich die attraktivste Zweitverwertung seit langem. Gespannt bin ich, wie es bei der Zielgruppe, die ja allgemein als Kulturmuffel verschrien ist, ankommt. Ich jedenfalls, längst jenseits der Dreißig werde mir den Kultur-Kanal auf meinen Rechner abonnieren.
Archiv des Autors: Angela Berg
Dem Ruhrpott sein Duft
Nun ist er also in den Olymp der Designer-Welten aufgestiegen, der Kohlenstaub, der einst meine Mutter zur Verzweiflung brachte, weil jedes Mal, wenn sie ihrem Töchterchen die Nase putze, sich das Taschentuch schwarz färbte. Aus dem guten alten Kohlenstaub, von dem ich persönlich die Nase voll hatte, wurde nun ein Parfüm entwickelt. Die norwegische Künstlerin Sissel Tolaas kreierte anlässlich der Designausstellung ENTRY2006 einen neuen Duft. Den Geruch gewann sie aus Kohlenstaub, Steinen, abgeschabter Farbe und Rost. Vor dem Förderturm der Essener Zeche Zollverein, versprühte sie ihr Essence 2006. Die Norwegerin mit Wohnsitz in Berlin stellte den Duft speziell für die 100 Tage dauernde Ausstellung her. Entry 2006 will spannende Einblicke in die Welt des Desgins und der Architektur vermitteln. Und dem ein oder anderen Ruhrpott-Kind noch eine nostalgische Reise in die Kindheit dazu.
Grass‘ PR-Trommel
Als vor zwei Tagen die Meldung von Günter Grass‘ spätem Bekenntnis seiner Mitgliedschaft in der Waffen-SS durch die Nachrichten lief, dachte ich nur, welch wohl platziertes PR-Timing. Denn im September erscheint sein neuer Roman Beim Häuten der Zwiebel und nun sind nicht nur die Feuilleton-Seiten des deutschen Blätterwaldes mit dem Fall Grass beschäftigt. Unter den vielen Stimmen, die sich im Rahmen dieser Debatte äußern, erscheint mir die Meinung von FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher bestechend plausibel:
Das Buch Beim Häuten der Zwiebel war seine letzte Chance. Wenn irgend ein Germanist das eines Tages herausgefunden hätte, bei einem Mann, der so auf den Nachruhm erpicht ist, dann hätte Grass die Debatte nicht mehr selber kontrollieren können.
Ein Beispiel für kontrollierte Krisen-PR wie man es oft bei Konzern-Multis beobachtet, aber selten in der Kultur.