Hier schlafen Sie mit einem Original. Mit diesem Slogan wirbt das Galerie-Hotel Leipziger Hof um kunstinteressierte Touristen, die in letzter Zeit ganz gezielt ihren Weg nach Leipzig finden. Sie wurden angelockt durch Artikel in der New York Times und dem Kunstmagazin ART oder einfach nur durch Empfehlung und sind interessiert an den Werken der neuen Leipziger Schule. Bis vor einiger Zeit hing ein Gemälde von Neo Rauch im Flur des Hotels. Doch der große Rauch wurde dem Hotelier schließlich zu brenzlig, denn eine solche Arbeit wird mittlerweile für mehrere Hunderttausend Euro gehandelt. Also entschwand der Rauch ins Nichts bzw. aus dem Blickwinkel der kunstliebenden Hotelgäste. Die Kunst wurde hier zum Opfer ihres eigenen Erfolgs. Der Charme vom Wohnen mit berühmter Kunst, und wenn es nur für eine Nacht ist, ist nun der Angst vor Diebstahl oder Sachbeschädigung zum Opfer gefallen.
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Archiv der Kategorie: Marketing
Locusta britannica vs. Spinosaurus Schleich
Der Hersteller von Tierfiguren, die Firma Schleich in Schwäbisch Gmünd, ist an einen Finanzinvestor verkauft worden: Die britische HgCapital hat nun die Mehrheit an dem mittelständischen Unternehmen, das bislang in den Händen dreier Familienstämme lag. In dem Spezialisten für Kunststofffiguren, der in den 60er Jahren mit den Schlumpffiguren groß wurde, sieht der britische Investor ein profitables Geschäft. Wachstumsmöglichkeiten national als auch international seien gegeben.
Die freundliche Heuschrecke aus dem Königreich sieht ihr Finanz-Engagement als einen Beleg dafür, dass diese Finanzierungsform als Lösung für das Nachfolgeproblem von Familienunternehmen im deutschen Mittelstand zunehmend in Frage kommt. Im Mai war bereits der weltbekannte Modelleisenbahnbauer Märklin in Göppingen nach monatelangem Ringen von dem britischen Investor Kingsbridge Capital übernommen worden. Bedauernswert, dass die Familienclans vieler Traditionsunternehmen nicht zu einer internen Lösung kommen können oder wollen. Bleibt zu hoffen, dass sich die Marke nicht langsam davon schleicht, denn die kühl kalkulierenden Investoren haben stets den Profit im Blick und selten die Markenpflege.
Die Kugel des Kosmonauten
Zumindestens für drei Tage wird die 3 g leichte Kugel, die Kosmonaut Michail Tjurin jetzt ins All schoss, allgegenwärtig sein. Solange wird sie wohl in der Erdumlaufbahn kreisen, um dann zu verglühen. Mit dem Abschlag eines Golfballs vom Dach der Internationalen Raumstation ISS wird eine Golfausrüster-Firma weltweit für Aufsehen sorgen. Schon seit Jahren versucht die russische Raumfahrt ihre Finanzlöcher mit teuer bezahlten Werbe-Gags zu stopfen. Ob mit überdimensionaler Pepsi-Dose auf der längst verschrotteten Raumstation Mir oder mit Zigaretten-Plakat auf einer Trägerrakete. Die Gelder aus dem Westen ändern aber auch nichts daran, dass im Land des Raumfahrtpioniers Juri Gagarin kaum noch jemand hoch hinaus zu den Sternen will. Zu miserabel werden die Kosmonauten im 21. Jahrhundert bezahlt. Bekommen die Kosmonauten nicht bald etwas vom Werbekuchen ab, dann gehen den Russen die Helden aus. Sparen können sie sich dann aber auch die Folgekosten: Vor Jahren wohnte ich durch puren Zufall der Beerdigung eines Kosmonauten auf einem Moskauer Friedhof bei. Das war schon sehr pompös und staatstragend, mit trauriger Marschmusik und iridschem Blumenmeer. Kosmonautsky vergrabsky!