Ein handwerklicher Fehler

Die von mir gestern zitierten Richtlinien der Fifa bezeichnet Fifa-Marketing-Chef Lentze in einem heute erschienen Interview mit dem Spiegel (16/2006) als handwerklichen Fehler.

Spiegel: Erstaunlich ist auch Ihr Umgang mit den Medien. Ihre Richtlinien waren ein Eingriff in die Pressefreiheit.

Lentze: Es handelt sich um ein älteres Dokument, die von der Fifa gelebte Praxis war immer eine andere. Das Dokument war ein handwerklicher Fehler, den wir im März aber aus der Welt geschafft haben. Es gibt jetzt keine Richtlinien mehr, sondern ein Informationsblatt. Natörlich gibt es im redaktionellen Bereich keine Einschränkungen.

Na, da sind wir aber froh. Aber aus der Welt geschafft, dass hat die Fifa noch nicht geschafft. Und an ein wenig Imagepflege in eigener Sache wird sie sich nach der Fußball-WM, Verzeihung Fifa-WM wohl zu schaffen machen müssen.

Komm, lass uns FIFA spielen!

Der Ball ist rund. Das Runde muss ins Eckige. Vor dem Spiel ist nach dem Spiel. Wir leben schon seit Wochen im ultimativen Fussball Deko-Overkill. Ob in Apothekenschaufenstern, auf Süßperlen verzierten Donuts, im Buchladen oder zwischen den Schololaden-Osterhasen, Dienstleister und Händler aller Arten bombadieren uns optisch und verbal mit ein und derselben Botschaft, die hierzulande sowieso schon jedes Kind kennt: Die Fußball-WM FIFA-WM* kommt nach Deutschland! Hurra – lasst sie uns endlich hinter uns bringen, ansonsten wird sich die FIFA noch weiter Medien- und Fussballfan-unfreundliche Reglementierungen ausdenken. Fußball schreibt man nämlich nicht mehr mit dem Rucksack-sz, denn das gibt es in der Schweiz nicht mehr. Und es heißt natürlich auch nicht Fußball-WM. Nein, dieser völkerverbindende Sport scheint zu einer Trademark zu verkommen. Richtlinienkorrekt redet und schreibt man von der FIFA WM 2006 TM. FIFA – Was ist das denn bitte schön für eine Sportart? Starke Marken gut und schön. Aber bitte lasst es nicht dazu kommen, dass sich ein neues Begriffsmonopol bildet und unsere Wilden Kerle von morgen einander zurufen. Komm, lass uns FIFA spielen gehen. Dann würde ich mich im Gegenzug für eine Rechtschreibkorrektur der Redewendung Das ist doch keinen Pfifferling Fifaling wert! einsetzen.


Weitere Steilvorlagen und Abseitsfallen nachzulesen in den Richtlinien zur Verwendung der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006-Marken

*Noch mal gut gegangen. Andernfalls Prozess am Hals.

Mittendrin – in der Zielgruppe!

Mittendrin – Berlin rockt! heißt die erste Handy-Novela, die vor allem die jungen Kundinnen vor den Handy-Bildschirm locken soll. Das Konzept: sechs Monate lang läuft eine Geschichte, mit den Zutaten Liebe, Intrige und Eifersucht. Die registrierten Nutzerinnen erhalten zwei Mal am Tag eine Episode auf ihr Handy gespielt. Bis zu 10 Bilder hat eine Episode und ist im Stil der guten alten Fotostory aufgebaut. Die fiktive Geschichte wird auf einer zweiten realen Handlungsebene mit Prominenten und Veranstaltungen gekoppelt. Promis wie Sänger Ben Blümel oder Schauspielerin Dorkas Kiefer sollen dafür sorgen, dass sich die Zielgruppe der 14 – 20jährigen Mädchen dauerhaft an die Soap binden. Werbeepartner sind McDonald’s, MSN, RTL2 und O2. McDonald’s baut sogar einen seiner Azubis in die Handlung ein. Der Soap-Service kostet monatlich 1,99 Euro, für 02-Kunden ist er kostenlos. Auf die Nutzerzahlen dieser innovativen Mobile Marketing Aktion darf man gespannt sein. Näher dran und drin an der Zielgruppe kann ein Markenartikler aber wohl kaum sein. Mehr über die Handy-Soap Mittendrin – Berlin rockt!.