Die Kugel des Kosmonauten

Zumindestens für drei Tage wird die 3 g leichte Kugel, die Kosmonaut Michail Tjurin jetzt ins All schoss, allgegenwärtig sein. Solange wird sie wohl in der Erdumlaufbahn kreisen, um dann zu verglühen. Mit dem Abschlag eines Golfballs vom Dach der Internationalen Raumstation ISS wird eine Golfausrüster-Firma weltweit für Aufsehen sorgen. Schon seit Jahren versucht die russische Raumfahrt ihre Finanzlöcher mit teuer bezahlten Werbe-Gags zu stopfen. Ob mit überdimensionaler Pepsi-Dose auf der längst verschrotteten Raumstation Mir oder mit Zigaretten-Plakat auf einer Trägerrakete. Die Gelder aus dem Westen ändern aber auch nichts daran, dass im Land des Raumfahrtpioniers Juri Gagarin kaum noch jemand hoch hinaus zu den Sternen will. Zu miserabel werden die Kosmonauten im 21. Jahrhundert bezahlt. Bekommen die Kosmonauten nicht bald etwas vom Werbekuchen ab, dann gehen den Russen die Helden aus. Sparen können sie sich dann aber auch die Folgekosten: Vor Jahren wohnte ich durch puren Zufall der Beerdigung eines Kosmonauten auf einem Moskauer Friedhof bei. Das war schon sehr pompös und staatstragend, mit trauriger Marschmusik und iridschem Blumenmeer. Kosmonautsky vergrabsky!