Mit einer spektakulären Installation am Kölner Dom sind die 1000 Müllmenschen des Aktionskünstlers HA Schult von ihrer Weltreise heimgekehrt. Seit Freitag stehen die Trash People auf dem zentralen Platz der Stadt und verkünden ihre konsumkritische Botschaft. Die Armee der menschengroßen Skulpturen aus Abfall ist bis zum 1. Mai zu sehen. Ihre Reise zur Chinesischen Mauer oder zu den Pyramiden nach Ägypten bezeichnete der Künstler als Symbol der Globalisierung.
Danach geht es nach New York. Bitte schreiben Sie aber nicht, in
den Central Park. Das war ein anderer Künstler, der immer alles
einpackt. Ich bin ein Künstler, der immer alles auspackt. (Zitat HA Schult bei der Präsentation der Installation in Köln)
Weitere Fotos und Informationen zu den Müllmenschen am Dom.
Wo sich sonst die Touristen tummeln und Schnappschüsse des Kölner Doms machen, steht stumm die Armee aus 1000 mannshohen Skulpturen. Es ist auch ein nach innen gerichteter Schrei, so beschreibt Schult seine Müll-Geschöpfe.
Aus Dosen und Kanistern, Computerschrott und anderem Abfall hat er sie zusammengesetzt und auf eine lange Reise geschickt. Seit 1999 zieht sein Heer um die Welt. Es sind alles Stationen, die auf die Geschichte der Welt Einfluss genommen haben, sagt der 66-jährige HA Schult. Auf der Chinesischen Mauer, an den Pyramiden von Gizeh, auf dem Roten Platz in Moskau, aber auch in 2800 Metern Höhe am Matterhorn oder in 880 Meter Tiefe im möglichen Atomendlager Gorleben baute er seine Müllmenschen auf. Sie leben in Containern, wie Asylanten, und reisen auch so um die Welt, sagt Schult.
Alles ist eine globale Welt geworden, und diese Globalisierung symbolisieren die Trash People mit ihrer Reise, meint der Aktionskünstler. Er ist ein Umweltkünstler der ersten Stunde. Die Entwicklung des ökologischen Ungleichgewichts wurde von uns Künstlern sehr früh aufgenommen, sagt Schult. Und auch seine Trash People, die in Köln Cologne People heißen, weil sie aus Kölner Müll gefertigt wurden, seien ein Resultat dieser Entwicklung. Auf dem Müll landet die Kehrseite des Wohlstands lautet Schults Credo.
Der Direktor des Römisch-Germanischen Museums, Hansgerd Hellenkemper, nannte HA Schult einen Urbanisten und zog Vergleiche zwischen Schults Installation und der Archäologie. Für uns Archäologen ist Müll ein wesentlicher Aspekt – wir lesen aus dem Müll. In der römischen Zeit waren die heutigen Einwegverpackung die Amphoren mit Fisch-Sauce aus Spanien, beschreibt Hellenkemper.
Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) nannte die Installation ein Geschenk an die Stadt und einen großen Imagegewinn. Rund eine Million Menschen werden nach Schrammas Worten nach Köln kommen, um die Trash People zu sehen. Die Installation stimme einerseits nachdenklich, aber sie macht auch Spaß – es ist eine anregende, lustig-kommunikative Installation.
Für seine Installation habe er Unterstützung aus der Wirtschaft gebraucht, sagt Schult. Die Reise der Trash People koste insgesamt sechs Millionen Dollar. Das wäre für mich als Künstlerwurm unmöglich zu stemmen. Daher werden auch signierte Skulpturen für 6000 Euro pro Stück zum Kauf angeboten.
Die nächsten Stationen der Trash People sollen erst New York und dann die Antarktis sein. Ende Oktober kommenden Jahres endet die Reise der Müllmenschen. Wo sie danach ein Quartier finden, ist noch unklar, sagt Schult. Es gibt Gespräche mit einem Schauplatz im Saarland, einem im Ruhrgebiet und dem dritten, da sind wir gerade.
Ein Gedanke zu „Die Kehrseite des Wohlstands“